Folgende maorische Sage bekamen wir bei einem unserer Kayaktrips erzählt:
Es gibt das göttliche Elternpaar mit Vater Himmel (Rangi) und Mutter Erde (Papa). Sie lieben einander sehr und hielten sich aufgrunddessen fest umklammert. Sie haben viele Söhne, welche sie in die Umarmung einschlossen und welche deshalb im Dunkeln zwischen ihnen lebten.
Eines Tages sah einer der Söhne jedoch einen Lichtstrahl zwischen ihnen hervorblitzen. Dieser Lichtstrahl war das schönste, das er je gesehen hatte. Er erzählte seinen Brüdern davon und gemeinsam beschlossen einige der Brüder, die Eltern zu entzweien. Während seine Brüder mit ihren Versuchen scheiterten, schaffte es der Sohn Tanemahuta, Gott des Waldes, seine Eltern auseinander zu schieben, indem er sich mit dem Rücken auf den Boden legte und seine Beine empor stemmte.
Seitdem herrscht Streit unter den Brüdern, der sich mal stärker, mal weniger stark bemerkbar macht. Bruder Tawhirimatea zum Beispiel, Gott der Winde, ist gegen die Trennung der Eltern, und kämpft daher gegen Tanemahuta, Rongo (Gott der Nahrung) und Tongaroa (Meeresgott). Wenn die Brüder kämpfen, äußert sich das in schlechtem Wetter. Sind sie gerade gutmütig, ist das Wetter sonnig und das Meer ruhig.
Jede Lebewesen-Art hat einen Gott, der sie beschützt. Fische finden z. B. Schutz beim Meeresgott Tongaroa, Vögel und Menschen beim Waldgott Tanemahuta, der für ihre Nahrung sorgt und dem sie dafür danken. Der erste Fang beim Fischen geht – egal wie groß er ist – mit einem Danke wieder zurück an die Natur. So machen es die maorischen Freunde unseres Kayak guides bis heute.
Dies ist die Basis des maorischen Weltbildes.
Übrigens haben in Neuseeland unglaublich lange keine Menschen gewohnt. Die Maori siedelten erst vor etwa 700 Jahren von polynesischen Inseln aus über, während die Europäer das Land dann 1642 entdeckten und ab 1769 besiedelten. Im Gegensatz zu beispielsweise Australien, das seit über 40.000 Jahren von Aborigines besiedelt wird, blieben Natur und Tiere Neuseelands also lange Zeit sich selbst überlassen.