Montana. Tatsächlich ganz schön hier. Endlose Weizenfelder und sanfte Hügel prägen die Gegend. Mal wieder waren unsere Einreisesorgen unbegründet. Die zunächst etwas brummige Grenzbeamtin begann, mit Blick auf unsere Pässe, Deutsch mit uns zu sprechen. Durch unsere ehrlichen Antworten zum mitgebrachten Obst und Gemüse kamen wir wieder um eine Durchsuchung des Campers herum (denen ist ja klar, dass jeder irgendwas dabei hat). Wir mussten nichts abgeben und vorbildlich wie wir sind, haben wir unsere einzige Waffe – das Bärenspray – noch in Kanada an andere Deutsche verkauft. Montana empfing uns mit einem herrlichen Sommerabend. Mit den beeindruckenden Silhuetten der Berge des Glacier Nationalparks am Horizont, der hügeligen, gold leuchtenden Steppenlandschaft im Vordergrund und der Mundharmonika Country Musik aus Rockys Radio, fühlten wir uns wie Cowboys und erwartenden jederzeit einen einsamen Strohballen, der über die Straße weht.
Unser Campground für die Nacht war diesmal für 2 Nächte in einem Indianerreservat, direkt an einem See. Pünktlich zum Sonnenuntergang kamen wir an und bekamen somit diesen tollen Ausblick beschert:
Kayaktime! Und von hier aus war es nicht weit zum Eingang des Glacier Nationalparks. Durch diesen führt die für ihr Panorama bekanntes und denkmalgeschützte going-to-the-sun road. Da diese steil, kurvig, eng und wohl schnell überlastet ist, wird den Touristen geraten, das Auto am Visitorcenter stehen zu lassen und den kostenlosen Busshuttle zu nehmen. Dieser fährt verschiedene Haltestellen im Nationalpark an und von dort kann man dann die Wandertouren beginnen. So haben wir uns schon Benzin gespart – und Rocky ist in Bergregionen immer etwas durstig… Wir wanderten zunächst den Hidden Lake trail. Ein Anstieg führte uns hinauf zu einem Aussichtspunkt von wo aus wir einen tollen Blick in die Ferne – und natürlich auch auf den Hidden Lake hatten. Unterwegs begegnete uns eine Berziege und eine Familie von Steinböcken. Auf dem Weg zurück zum Visitorcenter sprangen wir noch einmal spontan raus und spazierten eine Stunde in der Dämmerung am Seeufer entlang bis zu einer hübschen Schlucht. Die stetige Befürchtung in der Dämmerung auf einen Bär zu stoßen, bewahrheitete sich glücklicherweise nicht.
Tags darauf starteten wir früh, damit wir einen der ersten Shuttlebusse in den Park erwischen konnten. Wir warteten eine halbe Ewigkeit und schließlich brachte uns ein Bus zu dem Startpunkt unserer Tagestour: dem Piegan Pass. Direkt zu Beginn wanderten wir an einem Flüsschen entlang und in den Wald hinein mit stetigem Anstieg. Immer wieder blitzte die Sonne zwischen den Baumwipfeln hindurch und ließ die Blumen und Grasflächen im Wald aufleuchten. Nachdem wir die Baumgrenzen hinter uns gelassen hatten, eröffnete sich ein – wir sagt der Ami: „Gorgeous View“ auf das beleuchtete Bergpanorama. Mit Gletschern und Wasserfällen stets im Blick liefen wir zunächst an mit Wildblumen gespickten Wiesen vorbei. Dabei das ständige Fiepsen der Erdmännchen im Ohr. Der Trail führte uns weiter in Richtung Gebirgspass und es wurde immer steiniger und der Weg immer schmaler. Und dann war sie da: eine neue, spektakuläre Aussicht. Bizarreste Gesteinsformationen, verschieden farbige Gesteinsschichten, Gletscher, ein türkisener Gebirgssee und nicht zu vergessen der hier beinahe obligatorische Wasserfall. Eine absolut einmalige Wanderung! Etwas geschafft, aber glücklich erwischten wir den nächsten Shuttlebus und dieser brachte uns zurück an den Parkplatz des Visitor Centers.
Noch am gleichen Tag legten wir eine weite Strecke zurück. Mit einer Supertramp Playlist kurvten wir durch Montana. Zunächst durch schottige Straßen, dann durch goldene Felder und später erschienen sanfte, gold leuchtende Hügel. Mit Regenwolken östlich von uns und der untergehenden Sonne im Westen begleitete uns den ganzen Abend ein doppelter Regenbogen. Schööön!
Ziel war es, bis zum Yellowstone Nationalpark zu kommen. Doch mal wieder war es die wunderschöne Landschaft, die uns ausbremste. Nach vielen Stops (Fotosession mit Rocky, Drohnen, stummes Staunen angesichts des Sonnenuntergangs) erreichten wir in der Nacht die Stadt Helena.
Nachdem wir Stunden durch hügelige, geschwungene Landschaft gefahren waren, überquerten wir einen letzten Berg und urplötzlich tauchten aus dem Nichts tausende kleiner Lichter auf und kündigten die Stadt an. Hungrig wie die Wölfe beschlossen wir ausnahmsweise mal nicht zu kochen und besuchten mit wenigen Erwartungen den Pizza Hut. Und nun möchten wir eine Sache mal klarstellen: der amerikanische Pizza Hut hat nichts mit dem Deutschen gemein.. Unsere vegetarische Pizza war knusprig gebacken und schmeckte wie beim Italiener. Yummi!
Angekommen in Yellowstone Tags drauf stellten wir entsetzt fest, dass wir nicht die Einzigen Menschen waren, die an einem langen Wochenende den ersten Nationalpark Amerikas besuchten wollten. Wer hätte das gedacht? Parkplatz? Sehr sehr schwierig.. Doch nur der erste Spot, die Mammoth Hot Springs waren (vor allem von indischen) Touristen überfüllt. Dennoch wars echt ziemlich cool zu sehen. Schwerfelquellen hatten treppenartige Gebilde geformt und diese leuchteten in orange, türkis, Gelbtönen.
Die nächsten Stops die wir einlegten waren für den Yellowstone-Durchschnittstouri zu sportlich. Der Bunsenpeak beeindruckte durch 8527 Fuß. 2 Stunden schneppten wir uns steil begrauf. Die Sonne knallte aus unsere Haut wie ein Bunsenbrenner, nach dessen Erfinder tatsächlich auch der Berg benannt ist. Aber die Aussicht belohnte uns und unsere stechenden Waden. Sie war an so einem klaren, warmen Tag natürlich super.
Wir hatten die nächsten Ziele buchstäblich vor Augen. Die Artists Paintpots besuchten wir während die Sonne unterging. War gar keine schlechte Tageszeit, denn so leuchteten die austretenden Dämpfe im Abendlicht. Der Spot trug diesen Namen, da die vielen Quellen in solch bunten Farben leuchteten wie die Farbpalette eines Malers.
Erst spät kamen wir aus dem Park hinaus. Wild campen im Park ist verboten und die Campingplätze waren alle seit Monaten ausgebucht. So zeigte uns die IOverlander App eine kleine Haltebucht direkt am Parkausgang in West Yellowstone, in welcher das Übernachten im Auto erlaubt ist (dieser Ort gehört übrigens noch zu Montana während fast der komplette Park in Wyoming liegt). Und dort nach einem riesigen Verkehrsstau
wegen der vielen Parkbesucher endlich angekommen kletterten wir erstmal mit einem kühlen IPA aufs Camperdach und bestaunten den Sternenhimmel über uns.
Um 5 Uhr morgens riss uns der Wecker aus dem Schlaf. Wir wurden zu Frühaufstehern, da wir den Touristenmassen entkommen wollten und wir die Dämmerung und den Sonnenaufgang über dem 1,5h entfernten Hayden Valley anschauen wollten. Sollte wohl atemberaubend sein. Das war es dann auch. Im Dunkeln fuhren wir durch die Wälder und am Horizont wurde es langsam immer heller. Zwischendurch fühlten wir uns wie die Akteure eines Horrorstreifens, wenn wir plötzlich durch dichte Nebel oder Schwefelschwafen fuhren. Freddy Krüger, komm und zeige dich! Nach einem besonders undurchdringlich wirkendem Nebelschwaden tauchte ein erster Ast des Yellowstone Rivers auf. Die Felder waren weit und seichte Hügel zeigten sich. Hier begegneten uns viele Bison-Herden. Die spektakuläre Kulisse, in welcher sie sich befanden, nicht beachtend, trotteten sie röhrend und grasend voran. Echt verrückte Tiere. Aber auch tödlich. Man sollte ihnen, so betonen auch die Ranger, nicht zu nahe kommen. So wachten wir in dieser mystisch angehauchten Gegend so langsam auf. Während wir im Truck saßen, dick in Decken eingekuschelt, beobachteten wir die grasenden Bisons und die vorbeiziehenden Nebelschwaden. Nach und nach gesellten sich auch andere Frühaufsteher zu uns. Aber keiner hatte es so gemütlich wie wir, als wir mit dampfendem Kaffee im Camper saßen und durchs Fenster hinausschauten. Birte beschreibt diese Morgenstimmung im Hayden Valley mit „malerisch“. Flori hingegen nennt sie „nebelig“…
Später fuhren wir, immer noch früh morgens, zum Grand Canyon of Yellowstone. Nur wenige Kilometer, nachdem sich der Yellowstone River sanft durch das Hayden Valley schlängelt, wird er auf einmal zu einem wilden, spektakulären Fluss, der sich tief ins Tal einschneidet. Wir bewunderten diese Schlucht aus verschiedenen Perspektiven. Ausblick, riesiger Wasserfall, Ausblick von der anderen Seite, Wasserfall von der Seite. Es folgte eine Wanderung. Dann: anderer Wasserfall. Schlucht von ganz oben.. Und so weiter.
Wenn jedes einzelne Auto einer großen Autoschlange Büffel fotografieren möchte, dann bildet sich schon mal ein großer Stau. Schon wieder. Und in ebendiesem steckten wir und fluchten, da wir ungeduldig waren und zum west thumb, am Yellowstone lake wollten. Dort angekommen wurden wir nicht enttäuscht: vor dem tiefblauen See erstreckte sich ein Feld voll bunter, heißer Thermalquellen. Fast schon surreal. Und mittendrin standen eine Elchkuh und ihr Fohlen und sorgten für Furore.
Auf dem Weg aus dem Park heraus in Richtung Cody lief plötzlich ein Grizzlybär über die Straße. Natürlich war die Kamera in diesem Moment nicht sofort griffbereit, dennoch haben wir einen ganz netten Schnappschuss von unserem kuschelig-muskulösen und etwas schüchternen Freund machen können.
Weiter geht der Roadtrip! Kaum hatten wir den Nationalpark verlassen, kamen wir in das Land der Schoschonen, in dem die Schoschonen schön wohnen und waren von dem Meer an roten Felsen in unterschiedlichsten Formen und Größen ganz hin und weg. Wyoming offenbarte sich als landschaftlich deutlich abwechslungsreicher als wir angenommen hatten. Sei es der blau schimmernde Stausee oberhalb der Rodeohauptstadt Cody, oder die von Felsen gezierte Landschaft
Zwischendurch kam Rocky (und wir mit ihm) ganz schön ins Schwitzen, als wir im Bighorn National Forest einen sehr steilen, kurvigen Berg hinauffahren mussten. Die Steigung hörte einfach nicht auf… Letztlich schaffte Rocky aber auch diese Etappe und wir freuten uns, dass wir nicht zurückfahren mussten.
Als letzter Nationalpark dieser Reise stand der Badlands Nationalpark auf unserer Liste. Doch zuvor erfuhren wir von einem Wildlifepark in Rapid City. Dort konnten wir mit dem Auto durch einen liebevoll gestalteten Park fahren und dort aus dem Auzo heraus vetschiedene Tiere erspähen. Wie ein Zoo, nur zT in freier Wildbahn. Wir konnten dort Bären, Biber, Waschbären, Hirsche, Luchse, Wölfe, Füchse, Koyoten, Steinböcke.. aus nächster Nähe sehen. Da wir relativ spät kamen konnten wir uns Zeit lassen und waren zT das einzige Auto in manchen Parkregionen. Besonders hatten es uns ein kleiner, verrückter Biber und die kleinen Bären angetan. Und natürlich der entspannteste Waschbär der Welt.
Und hier seht ihr den schönsten Übernachtungsspot (mit gratis Wolf/Koyotengeheule) von South Dakota:
Früh morgens klingelte mal wieder der Wecker. Zeit einen Kaffee zum Sonnenaufgang zu trinken und zu bestaunen, wie die Sonne langsam die Badlands zu beleuchten beginnt. War natürlich super schön..
Der Badlands Nationalpark ist ein riesiger Felsengarten aus kantigen, spitz zulaufenden Felsen unterschiedlicher Farben. Die Landschaft entstand, als sich Flüsse nach und nach in eine Ebene hineinfraßen, die sich aus im Laufe von vielen Millionen Jahren angehäufte Gesteinsschichten zusammensetzte. Dieses Wunderland beinhaltet eine Landschaft aus Pyramiden, Steilhängen, Säulen, Sonnenblumenfeldern und engen Canyons. Der Name Badland erklärt sich dadurch, dass es einst schlecht bewirtschaftet und durchquert werden konnte.
Da wir schon mal so früh wach waren, konnten wir direkt morgens in diesen Park fahren. War eine gute Idee, denn um diese Uhrzeit trafen wir nur wenige andere Touristen und konnten manche Spots ganz alleine genießen. Ein Nationalpark muss bewandert werden. So liefen wir drei kleine Trails, bekamen aber spektakuläre Aussichten beschert. Teilweise konnten wir in der weiten Prärie den Weg nicht erkennen und liefen einfach auf gut Glück weiter durch den steinig-sandigen Untergrund so ganz nach dem Motto „der Weg sieht doch ausgetreten aus, oder?“.. und eine Klapperschlange begegnete uns glücklicherweise auch keine.
So weit so gut. Nun müssen wir noch viele Kilometer reis(s)en bis wir in Chicago sind. Rein in Rocky und weiter geht die Fahrt!