Peru 2020 Reise

Macchu Piccu und der Salkantay-Trail oder wie wir einfach die Reihenfolge umkehrten

Wir wollten es angehen wie die Stars auf Instagram: mitten in der Nacht aufstehen und mit dem 1.Bus zum Macchu Picchu fahren. Dann steht man dort ganz alleine, posiert für das perfekte Foto und kann den Sonnenaufgang dabei ganz in Ruhe genießen während die Vögel zwitschern und ein Condor vorbeifliegt. Das wäre schön, was? Tatsächlich sah unser Tag leider ganz anders aus:
So günstig Peru für uns sonst war, die Bahnfahrt und der Eintritt zu einem der neuen Weltwunder ließ uns erstmal schlucken. Und nicht nur das, auch die Uhrzeit um die uns die 4 Wecker aus einem unruhigen Schlaf rissen (als wir um 3:30 aufwachten wurde draußen noch immer Musik gespielt und gefeiert)..
Mit dem ersten Zug fuhren wir durch die Nacht und kamen im Morgengrauen in Aqua Scalientes an. Wie wir bereits gehört hatten konnte die Stadt nicht viel bieten. Es war etwas trostlos und absolut auf den Tourismus ausgerichtet. Kaum aus dem Zug gestiegen erwarteten uns bereits die Menschenmassen. Man stellt sich in eine riesige Schlange und wartet auf den Moment in den Bus zu steigen. Mit 500 anderen Menschen.

Doch im Gelände angekommen verteilte sich die Masse schnell und ab 11 leerte es sich bereits wieder, da die ersten Busse zurück nach Hydroelectrica fuhren. Und so verbrachten wir knapp 7 Stunden auf dem Gelände. Ohne Wasser und Essen. Warum? Wir hörigen Deutschen glauben natürlich alles, was im Internet steht. Aber tatsächlich gab es keine einzige Toilette oben und so war die Entscheidung kein Wasser mitzunehmen doch nicht ganz falsch.
Zu Beginn schaffte der Neben eine ganz besondere, nahezu mystische Atmosphäre.

Genau richtig für Macchu Picchu.

Hier kommen noch ein paar interessante Fakten:

Die spanischen Eroberer hatten diese beeindruckende, alte Stadt nie entdeckt. Im Jahr 1911 wurde der amerikanische Historiker Hiram Bingham von den Einheimischen erstmals dorthin geführt. Eigentlich suchte dieser die verlorene Stadt Vilcabamba, und hielt fälschlicherweise Macchu Picchu für ebendiese. Damals war die Stadt völlig von Vegetation überwuchert und musste erst einmal einige Jahre lang vom Dickicht des Urwalds befreit werden. Bei dieser Arbeit stieß er auch auf Überreste des Inka-Trails. Bis heute gibt es intensive Untersuchungen über den Zweck der Festung. So vermuten manche, dass sie in den letzten Jahren des Inka-Reichs gegründet worden war um die Kultur zu erhalten, andere denken, dass es sich um einen königlichen Rückzugsort handelte. Der Direktor von Macchu Picchu selbst hält sie für ein religiöse und politisches Zentrum.

Nach 7 Stunden voller Eindrücke, Sonnenschein, Menschen und Fotoshootings wanderten wir mit unserer neuen Freundin Steffi, die wir bereits am Eingang kennengelernt hatten, nach Aqua Scalientes zurück. Dort freuten wir uns riesig über kühles Bier und warmes Essen. Und das Wichtigste: keiner hatte Magenprobleme nach dem Essen!

Es war ein sehr anstrengender Tag, doch der Besuch von Macchu Picchu war definitiv ein Highlight unserer Reise!

Den nächsten Tag gingen wir entspannt an, Laura und Alex fuhren früh nach Cusco zurück, während Conny und ich noch die Ruine von Ollantaytambo besuchten.

Abends trafen wir uns dann in Cusco wieder. Conny und ich waren schwer damit beschäftigt für den geplanten Salkantaytrek zu packen und bereits ganz schön aufgeregt. Früh am Morgen ging es los und im Bus blickten uns 17 müde Gesichter entgegen. Kaum vorstellbar, dass man mit diesen fremden Menschen in den nächsten Tagen ständig beieinandersein würde und durch gemeinsames Leid (insbesondere, wenn es regnete oder steil bergauf ging) zusammengeschweist werden würde. Wir waren die einzigen Deutschen. Neben uns wanderten viele Argentinier, ein Brasilianer, ein Taiwanese (unser lieber Alfred ????), ein paar Briten, ein blutjunger Niederländer und 2 Australier mit.

Kaum begannen wir mit dem Trail tropften schon die ersten dicken Regentropfen auf unsere Köpfe. Doch unser Guide Ronald verstand es uns bei Laune zu halten und so bekam unsere Gruppe den heroischen und starken Namen „The Baby Alpakas“. Nach einem schweren Anstieg gab es ein High Five für jeden und Ronald achtete auch immer darauf, dass es seinen kleinen Alpakas gut ging. So bekamen wir regelmäßig Coca Tee zum trinken, Coca Blätter zum kauen oder ein paar Tropfen eines Extraktes aus Munjablättern (.. oder war es doch Condorpisse, wie angepriesen?) um mit der Höhe klarzukommen. Wir spazierten also alle mit unseren Regenjacken und Wanderstöcken durch grüne Landschaften mit ständigem Blick auf Berge und Wasserfälle, die tiefhängenden Wolken schafften dabei eine ganz besondere Atmosphäre. Mittags erreichten wir unser erstes Camp und wurden sogleich auf die süßen Hüttchen verteilt und mit Mittagessen (Suppe und Reis mit Gemüse/Hühnchen) versorgt. Anschließend durfte jeder in seinem eigenen Tempo den Anstieg zum Humantay-Lake vornehmen. Mit vollen Bäuchen quälten wir uns den Berg hinauf und erreichten nach ca 1,5 Stunden den See. Wunderschön spiegelten sich die umliegenden Berge im See und lieferten uns eine ganze Menge schöner Fotomotive. Und wir konnten uns sogar im T-Shirt auf die warmen Steine legen und sonnen. So sieht Erholung aus!

Abends bewunderten wir den tollen Blick auf die umliegenden Berge, den Sternenhimmel und kuschelten uns dann bibbernd in unsere Schlafsäcke. Der nächste Tag begann für uns wieder viel zu früh. Wir wurden ganz liebevoll geweckt: ein zartes Klopfen an der Tür unserer kleinen Hütte mit dem verlockenden Ruf „Wake uuup! Coca Tea!“..

Und so schlürften wir mit halb geschlossenen Augen unseren Tee, packten wieder alles zusammen und zwangen uns ein Marmeladenbrötchen rein, bevor wir alle gemeinsam die 22 km Tour starteten. An diesem Tag ging es steil bergauf den Salkantay Pass entlang bis zum höchsten Punkt der Tour, welcher auf 4.600 m lag. Dort bauten wir alle zusammen nach alter Inkatradition ein Steintürmchen für Patchamama (Mutter Erde) und begossen diesen mit Bier und Schnaps. Keine Sorge, beides wurde natürlich auch getrunken und nicht nur weggeschüttet ;).

An diesem Abend waren wir alle super fertig und nach einer Runde Kartenspiel und einem „We-survived-the-second-day-Bier“ fielen alle ins Bett. Auch am 3.Tag begleitete uns noch die Sonne und wir wanderten den ursprünglichen Inkaweg (steil hoch und wieder runter, steil hoch und wieder runter…) entlang bishin zum Campground des 3. Tages.

Dort durften wir immer zu 2. eines der sehr eng beieinanderstehenden Zelte beziehen und uns für die hot pools zurechtmachen. Mit einem Collectivo fuhren wir zu den nahegelegenen Hot Pools. Diese sind heiße, mineralhaltige Quellen verschiedener Wärmestufen. Wir fühlten uns im 37 Grad Becken ziemlich wohl 🙂 Besonders nach 3 Tagen Wandern ist so eine Entspannung einfach klasse.

Da konnten wir sogar großzügig über die vielen, durstigen Moskitos hinwegsehen 😛
Wie bereits groß angekündigt gab es am Abend ein Fest am Lagerfeuer, zu viel billigen Alkohol und zu unserem Unglück auch noch die Möglichkeit sich Lieder zu wünschen.. Aus diesem Grund endete der Abend in einer wilden Fete, wir mit unserem Assi Deutschrap mittendrin, abgelöst von Salsarhythmen und Raggaeton. Wir bekamen viel zu wenig Schlaf, eine arme Katze und ein Hund wurden von Conny kuschelvergewaltigt und am kommenden Morgen erinnerte uns unser brummende Schädel an zu viele Gläser Pisco Sour und Inkatequila (was genau das war haben wir nicht rausgefunden, aber es schmeckte leider gut und war zudem für nur 1 Soles (etwa 30 cent das Glas) zu bekommen. Während alle anderen zu Aktivitäten wie Ziplining oder weiterem Trekking in Richtung Macchu Picchu aufbrachen, entspannten wir noch auf der Wiese des Camps und fuhren dann ein weiteres Mal zu den Hot Pools um dort zu schlafen und faul im heißen Wasser zu treiben. Der Bus zurück nach Cusco sollte erst um 15 Uhr fahren und so blieb uns noch viel Zeit. Doch leider mussten wir später erkennen, dass der Bus uns nicht abholen kommen würde. Es folgte eine Odyssee bis wir schlussendlich mitten in der Nacht und völlig erledigt in Cusco ankamen und unser Dorm im Hostel beziehen konnten.
So versuchten wir am nächsten Tag nur schöne Sachen zu unternehmen (vorwiegend Essen und heiße Schokolade trinken). Die Agentur entschuldigte sich bei uns und erstattete uns zudem das Geld für die verschiedenen Taxis bis nach Cusco. Wir unternahmen noch ein bisschen Sightseeing in der Umgebung und genossen dabei einen tollen Blick auf die Stadt. Was für ein schöner Abschied. Cusco mit seinen kleinen, verwinkelten Gassen, den bunten Shops und vielen kleinen Hipster Cafés wird uns fehlen.

Nach diesem erholsamen Tag waren wir wieder bereit für eine Fahrt mit dem Nachtbus. Erklärtes Ziel war der Titicacasee, genauergesagt Puno. Dort konnte man auf kleinen Inseln bei den Völkern der Uros übernachten. Wir sind gespannt 🙂

The floating Islands oder: auf schwimmendem Schilf zu Hause
(Q)Wasi away in Cusco

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