Mit Countrymusik im Ohr und weiten Steppen vor Augen fuhren wir im Sonnenschein durch Texas. Vorbei an riesigen Windparks und vielen alten Tiefpumpen zur Ölförderung. Wir machten uns die angenehmen Temperaturen zunutze und legten erstmal einen Rocky-Reperaturtag ein. Am Ende des Tages freuten wir uns über eine funktionierende Dusche (an dieser Stelle erwähnen wir besser nicht, wie häufig wir in der letzten Zeit duschen konnten..) und ein weiß gestrichenes Wohnzimmer. Nicht zu vergessen der herrlich saftige Whataburger…
New Mexiko. Uns erwarteten staubige und verlassene Straßen, Autofriedhöfe, verlassenen Motels und ausgestorbene Tankstellen. Und so fuhren wir die Route 66 entlang. Und wir dachten: oooouuh yeah. Charme hat sie, diese Strecke. Die Erde leuchtet rötlich, kahle Bäume zieren den Weg und ockerfarbene Gräser wuchern über kahle, rotgefärbte Felsen. Und mittendrin stehen sie, diese uralten, zerfallenen und vergessenen Autos. Die Natur ist dabei, sich alles zurückzuholen und so setzen sie mitten in dieser wunderbaren Landschaft Rost an und werden ab und an von melancholischen Reisenden als Fotomotiv entdeckt.. Die Route 66 wurde hier durch die Interstate I-40 ersetzt und so finden sich neben alten Straßen auch viele verlassene Häuser, Tankstellen, Shops …
Langsam wurde die Landschaft immer hügeliger, die Erde nahm Rottöne an und die Vorfreude auf die Staaten Utah und Arizona stieg bei uns. Auf unserem Weg zum Monument Valley liegt die El Malpais Nature Conservation Area. Ein echter Geheimtipp. Auf roten Felsen wanderten wir entlang der Klippen, mit Blick auf das flache Umland. Wirklich beeindruckend. Beeindruckend war auch der eiskalte Wind, der uns im intensivsten Sonnenschein um die Ohren pustete.
Unendliche Weiten erwarteten uns am kommenden Tag, als wir durch Arizona fuhren. Neben goldenen Feldern und Kakteen tauchten stetig größere rote Felsen in der Landschaft auf und zeigten uns das Arizona, welches wir uns vorgestellt hatten. Die Momente, wenn man im Sonnenaufgang durch rot leuchtende Landschaften fährt, oder urplötzlich das Monument Valley am Horizont auftaucht, sind nur schwer in Worte zu fassen. Riesige rote Felsen ragen vereinzelt aus der Erde und bilden die schönsten Formationen. Gänsehaut pur. Leider erreichten wir das Monument Valley im strömenden Regen, doch schon bald zeigte sich die Sonne und wir hatten einen tollen Blick auf die Monuments mit einem herrlichen Doppel-Regenbogen 🙂
Auch hier ist sie mittlerweile leider allgegenwärtig. Die Coronakrise beschäftigt uns mittlerweile nicht nur in den Medien, sondern stellt unsere Reisepläne auf den Kopf.. Denn nun stellt sich die Frage: reisen wir weiter, besuchen die schönen Nationalparks von Utah, Arizona und Kalifornien oder verkürzen wir die Reise durch die Vereinigten Staaten und reisen nach Mexiko solange die Grenze noch geöffnet ist? Schweren Herzens haben wir uns für die zweite Option entschieden. Schnellstmöglich nach Mexiko. Fast alle anderen Länder Nord-, Mittel- und Südamerikas haben bereits ihre Grenzen für geschlossen oder planen dies. Und so bleiben nun die meisten dieser atemberaubenden Nationalparks im Westen der USA erstmal auf unserer bucket list stehen – obwohl diese nach unserer Reise durch 13 US Staaten seit Michigan nun direkt vor unserer Nase sind. Das schmerzt!
Auf dem Weg gen Süden wollten wir uns jedoch ein Highlight nicht entgehen lassen. Und so schauten wir mal eben kurz am Grand Canyon vorbei. Wir erreichten diesen noch am Tag unserer harten Entscheidung abends und konnten einen herrlichen Sonnenuntergang miterleben. Bevor wir am kommenden Tag wieder viele Meilen fuhren, schauten wir noch einmal zum Sonnenaufgang auf diese beeindruckende Schlucht und fuhren anschließend sieben Stunden in den Süden.
Dabei zeigte sich Arizona nochmal von seinen schönsten Seiten. Sonnig warm, zunächst sehr bergig und dann mit Hügeln voller riesiger Kakteen, wie wir sie erst in Mexiko erwartet hätten.
Als wir schließlich am Nachmittag die mexikanische Grenze erreichten, konnten wir erschreckend einfach passieren. Keine Fieberkontrolle oder ähnliches! Nur mit Rocky waren die Menschen an der Grenze nicht einverstanden, und so mussten wir tags darauf 2 Stunden lang zwischen Grenzbüro und Banjercito (einer Art Staatsbank) hin und herlaufen und verschiedenste Formulare abstempeln lassen. Um sich diese Situation besser vorstellen zu können, hilft ein kleines Video:
Letztlich sind wir aber gesund und munter in Mexiko angekommen und genießen hier noch die Ruhe vor dem Sturm. Momentan können wir uns eine schlimmere Quarantäne vorstellen als mit kühlem Bierchen unter Palmen an einem hübschen See, mit Vogelgezwitscher im Ohr, leicht bekleidet in der Sonne zu sitzen, Musik zu hören und das ein oder andere Getränk zu genießen.