Wir nicht. Nachdem wir mit einem möglichen Belize-Besuch nach eigenen Recherchen in Deutschland bereits abgeschlossen hatten, waren wir überrascht, als wir andere Reisende aus Europa trafen, die uns erzählten, dass sie grade aus Belize kamen. Laut Auswärtigem Amt ist ein Besuch in Belize über die Guatemaltekische Landesgranze nicht möglich. Ähm an dieser Stelle widersprechen wir. Es ist möglich. Und es war unkomplizierter als angenommen. Von Flores (Guatemala) aus brachte uns ein Bus an die Grenze. Dort mussten wir einen Covidtest machen und jeweils 50 Dollar abtreten (Jap.. Das tat weh.. 50 US-Dollar für einen Schnelltest, den es in Deutschland für 80 Cent gibt). Ein weiterer, kleiner Transporter brachte uns dann nach Belize City. Beim Grenzübertritt wurde lediglich darauf Wert gelegt, dass wir mindestens 3 Nächte in einer von der Regierung ausgeschrieben Unterkunft übernachten. Das war kein Thema. Nahezu alle Unterkünfte hatten den Golden-Standard-Titel. Von Belize City aus konnten wir mit einer Fähre nach Caye Caulker fahren. Und diese Insel ist das Paradies. Man kann es nicht anders beschreiben. Die kleinen Holzhäuser sind quietschbunt bemalt, die Menschen sprechen Englisch mit stark karibischem Einschlag (Creole) und man radelt hier auf winzigen, klapperigen Rädern durch die staubigen Straßen der kleinen Insel. Abschließen muss man die Fahrräder hier nicht. Und alles ist absolut entspannt. Nur kein Stress scheint hier das Motto zu sein.
Go slow. Ok. Da passen wir uns gerne an. Bzw. um ganz ehrlich zu sein..: Ein bisschen Stress hatten wir schon. Denn wir haben uns dazu entschieden hier unseren Tauchschein zu machen. Ein lange gehegter Traum. Und es war die absolut richtige Entscheidung..! Wir lernten in 3 Tagen, wie wir uns als Taucher in (Extrem)Situationen verhalten mussten und hatten das große Glück, dass nur wir beide als sogenannte Dive-Buddies von Jasmine geschult wurden. Und Jasmine war klasse. Witzig, entspannt, lieb und sehr kompetent. Nachdem wir, neben kleinen Tests unter Wasser, auch einen schriftlichen Test bestanden hatten, bekamen wir unsere Open Water Tauchlizenz. Yeih! Und damit eröffnete sich für uns eine völlig neue Welt: unter Wasser sind wir Menschen nur eine bestimmte Zeit zu Gast. Hier nehmen wir Rücksicht auf alle Lebewesen und können dadurch das vielfältige Marineleben bestaunen. Und das ist nicht in Worte zu fassen: Korallen in allen Formen und Farben, Krebse, Flundern, die buntesten Fische in allen Größen, Riff- und Ammenhaie, Moränen, Aale.. , – das Riff unter Wasser ansich ist schon unglaublich beeindruckend. So gleitet man zum Beispiel über einen wahnsinnig tiefen Abgrund hinweg und von weitem sieht man eine schemenhafte Gestalt anschwimmen. Nein, es sind 2..! 2 Haie, die auf uns zuhalten. Aber Riffhaie sind die Meister der Ignoration. Entspannt und mit ernsten Gesichtern schwimmen sie an uns vorbei, ohne uns eines Blickes zu würdigen. Auf/neben ihnen viele kleine Fische, die sie begleiten. Und als der Puls wieder runtergefahren ist, wuscht plötzlich ein Ammenhai sehr dicht unter uns durch. Daran müssen wir uns erst einmal gewöhnen. Als der Divemaster uns signalisiert, dass wir einen Blick auf das Riff werfen sollen, schwimmen wir näher heran. Eine riesige Moräne schaut uns aus einem Loch heraus fies an und zeigt ihre beängstigenden Zähne. Da halten wir doch lieber etwas mehr Abstand.. Aber prinzipiell fühlt man sich unter Wasser einfach wohl. Lediglich das Ab- und Auftauchen erfordert Konzentration und Vorsicht. Denn hier kann viel passieren und man möchte ja keine bleibenden Schäden davontragen. Also halten wir uns an die Regel: langsam und entspannt. Und auf jeden Fall nach einigen Metern einen 3minütigen Sicherheitsstop beim Auftauchen machen, um die Dekompressionskrankheit (Gasblasenbildung) zu vermeiden. Und die wichtigste Regel: immer atmen und niemals die Luft anhalten. Sehr interessant für uns war, dass man unter Wasser super kommunizieren konnte. Durch bestimmte Handzeichen kann man sich easy verständigen. Ein witziges Gefühl, durch tiefes Einatmen die eigene Höhe unter Wasser regeln zu können – quasi mit der Lunge als Luftballon.
Und auch sonst ist die kleine Insel in der Karibik für Überraschungen gut: man sieht hier große Leguane, riesige Tarpons, die einem mithilfe eines spektakulären Sprunges aus der Hand fressen, Stachelrochen, die direkt ans Ufer kommen und einem über die Füße streichen, gut getarnte Seepferdchen und jede Menge gechillte Pelikane. Und wenn sie mal nicht chillen, dann stürzen sie mit dem Schnabel voran ins Wasser, um sich einen Fisch zu schnappen. An diesem Abend trafen sich ein paar Teilnehmer der Tauchschule und gemeinsam wurde geredet, gelacht und getrunken. Man muss aber stets ein Auge auf die Uhr haben, denn ab 9 ist hier Ausgangssperre. Und bei Verstoß wird man ordentlich zur Kasse gebeten. Das möchte niemand riskieren, deshalb löst sich alles immer um kurz vor 9 auf und alle eilen nach Hause. Aber nach so ereignisreichen Tagen ist man spätestens gegen 10 sowieso fix und fertig und schläft ein.
Neben tauchen, relaxen und von Café zu Café hopsen um ein paar Rumcocktails zu schlürfen, kann man in Caye Caulker auch schnorcheln gehen. Nach unserer Erfahrung unter Wasser stellten wir uns das etwas weniger spektakulär vor, wollten es jedoch nicht missen. Aber weit gefehlt: während unserer Tagestour auf einem wunderschönen Katamaran konnten wir 3 Manatees bestaunen (die entspanntesten Lebewesen der Welt. Sie gleiten einfach durch das Wasser und drehen sich manchmal ganz süß um die eigene Achse).. Auch riesige Stachelrochen und verschiedene Schildkröten zeigten sich und plantschten mit uns durch das Riff. Nursesharks umkreisten uns die ganze Zeit und wir konnten sogar einen streicheln..! Auch auf diesem Trip schaute eine Moräne zähnefletschend aus ihrer Höhle heraus. Brrr diese Tiere sehen einfach zu gemein aus. Denen möchte man wirklich nicht zu nah kommen. Während wir mit unseren Schnorcheln durch das Riff schwammen, fing es an zu regnen. Ein richtig tolles Gefühl, wenn man im warmen Wasser treibt und einem kühler Regen auf den Kopf prasselt.
An Bord wurden wir mit gutem Essen, leckeren Früchten, und Rumpunsch versorgt. Etwas sonnenverbrannt und glücklich aufgrund der Erlebnisse und des Rumpunsches hüpfen wir am frühen Abend von Bord und trafen uns kurz darauf noch mit dem kanadischen und dem französischen Pärchen vom Trip. Die beiden Kanadier hatten einen tollen Tipp bekommen um essen zu gehen: bei Willys holt man sich sein Bier einfach selbst aus der Kühltruhe und wenn Willy selbst an den Tisch kommt (Bob Marley lebt…! ), dann muss man sich lediglich zwischen Schwein, Hühnchen und Seafood entscheiden. Er macht daraus dann seine eigene Essenskreation. Und die war super lecker und ganz und gar Belizianisch. Die letzten gemeinsamen Tage standen an und wir mussten uns schweren Herzens von der Insel und seinen Einwohnern verabschieden. Wir hatten eine zauberhafte, erlebnisreiche Woche und sind uns schon jetzt einer Sache sicher: Wir möchten zurückkommen. Und das schon bald..!