In Medellín habe ich mich mit meiner Freundin Steffi getroffen. Vor fast 2 Jahren haben wir uns in Perú am Machu Picchu kennengelernt. Und heute reisen wir gemeinsam mit unseren Rucksäcken für ein paar Wochen durch Kolumbien. In Medellín beginnt unsere gemeinsame Reise. Es ist eine wunderschöne Stadt. Toll gelegen in einem Tal schmiegt sie sich den Berg hinauf und bietet jedem, der vom Flughafen in Richtung Stadt fährt einen spektakulären Blick ob Nachts oder Tags. Viele Cafés und Bars sind stets geöffnet und die Stimmung hier ist sehr lebendig.
Man hört Musik aus den Autos oder den Läden, auf den Straßen. Die Straßen sind bunt besprüht oder bemalt und lassen die Herzen aller Streetartfans höher schlagen. Bei einer free walking tour durch die ehemals sehr gefährliche Communa 13 konnten wir weitere Straßenkunst bestaunen und den Zusammenhang zur Geschichte Medellíns nachvollziehen. So wird in einigen Bildern das Leid der Menschen, die Hoffnung und die tatsächlich bessere Zeit farblich in den Kunstwerken festgehalten. Cartelle haben vor vielen Jahren die Menschen in Angst und Schrecken versetzt. Noch vor einigen Jahren, also um 1980 wäre es unvorstellbar gewesen diesen Teil der Stadt gefahrlos zu betreten. Das sogenannte Medellín-Kartell hatte die Stadt im Griff und es gab viele blutige und tödliche Auseinandersetzungen zwischen den verschiedenen Drogenbanden. Es gab durch den angaltenden Bürgerkrieg starke Anspannungen in dieser Zeit, soziale Klassenunterschiede, Unzufriedenheit der Menschen durch ihre Arbeitslosigkeit. Damals galt Medellín als eine der gefährlichsten Städte der Welt.
Nun werden hier Touren angeboten, die Graffitis gedeutet und erläutert und viel Geld mit dem Tourismus verdient. Überall kann man Kunst in verschiedensten Formen erwerben und Eis oder Getränke kaufen. Rolltreppen bringen einen hoch hinaus und man kann einen spektakulären Blick auf die Stadt am Hang und die Favelas werfen.
In unserem Stadtteil, El Poblado, ist einiges los. Eine leuchtende Bar reiht sich an die nächste, die Musikboxen versuchen einander zu übertönen und eine Unterhaltung ist nicht immer möglich. Man kann sich kaum entscheiden, welches hübsche Restaurant man zum Abendessen oder zum Frühstück besucht. Eine Ausgangssperre gibt es in Kolumbien nicht. Einige Menschen sind bereits geimpft. Nur wenige tragen ihre Masken auf den Straßen. Manchmal vergisst man tatsächlich, dass die Pandemie noch existiert. Insbesondere, wenn man sieht, wie die Menschen auf den Straßen oder in Restaurants tanzen und lachen, auf den Straßen trinken und vollbesetzte Busse an einem vorbeifahren. In solch einen vollbesetzten Bus durften wir uns Tags darauf setzen. Im Hostel buchten wir eine Tagestour nach Guatapé und rechneten nicht mit einem riesigen Reisebus. Nun saßen wir dort mit wenigen anderen Touristen und vielen Einheimischen – gespannt auf unseren Tagesausflug. Erster Stop: Frühstück. Gestärkt mit Rührei, Arepas, Kochbanane und Bohnen mit Reis und einem schauderhaft süßen Kakao ging die Reise weiter in ein kleines Städtchen mit einer bekannten Kirche und einigen bunten Souvenirständen. Wir nutzten den Stop um Geld abzuheben und uns in die Sonne zu setzen. Erschien uns verlockender als in einen laufenden Gottesdienst hereinzuplatzen um die nicht ganz so besondere Kirche zu bestaunen. Doch der nächste Stop lohnte sich sehr. Nahe Guatapé steht der bekannte Felsen Piedra del Pieñol. Nur 10% dieses Felsens ragen tatsächlich aus der Erde. Im Jahr 1954 wurde dieser zum ersten Mal bestiegen. Ohne Befestigung und nur mit Seilen und Holzstangen als Hilfsmittel brauchten die Menschen ganze 5 Tage, bis sie die Spitze erreichten. Doch der Ausblick war so spektakulär, dass beschlossen wurde diesen Ausblick mit der Menschheit zu teilen. So können heute viele Menschen für wenige Euro die knapp 700 Steinstufen in Schlangenlinien hinaufsteigen. Wenn man schließlich schwitzend und mit Schnappatmung oben ankommt, kann man einen unbeschreiblichen Ausblick auf die zerklüftete Flusslandschaft mit den vielen, grünen Inseln werfen. Ein Ausblick der sich lohnt. Aber natürlich ist man hier nicht alleine und so brachten uns die Besuchermassen schon bald zum umkehren. Mit zitternden Knien vom Abstieg setzten wir uns ins nahe gelegene Restaurant und konnten uns mit tollem Ausblick auf die Landschaft einen leckeren Saft (was genau das war wissen wir bis heute nicht) und ein warmes, kolumbianisches Mittagessen schmecken lassen. Und dann ging es endlich nach Guatapé. Die kleine, bunte Stadt nahm uns sofort gefangen. Mit einem ebenso bunten TukTuk sausten wir zu dritt durch die Straßen und bekamen bei einem Stop immer wieder ein paar Dinge erklärt. So gibt es in Guatapé einen Künstler, welcher die Professionen der Menschen, die in den Häusern leben oder in den jeweiligen Läden arbeiten, bildlich vor der Tür festgehalten hat. So entstehen beinahe dreidimensionale, farbenfrohe Werke und man erfährt ein klein wenig über das Leben der Menschen hier ohne wirklich ins Haus sehen zu können. Es war toll durch die Straßen zu laufen und die Kunstwerke zu sehen und mit dem Laden abzugleichen. Der Bäcker verkauft saftige, duftende Zimtschnecken und aus dem Bild vor seiner Tür kann man lesen, dass er wohl zusätzlich noch als Malermeister arbeitet. Bunte Regenschirme sind über die Touristenmeile gespannt und bieten sowohl Schatten, als auch ein tolles Bild bzw. Fotomotiv. Viele Läden verkaufen Souvenirs oder kleine Besonderheiten. Wie gerne wären wir länger geblieben, doch unser Bus wartete bereits und nach wenigen Stunden ging es zurück nach Medellin. Dennoch: ein Tagesausflug mit Traansport, Frühstück, Mittagessen für etwa 20 € pro Person. Das war schon toll.
Und da wir schon so lange im Bus saßen an dem Tag gönnten wir uns direkt noch eine weitere Fahrt im Nachtbus. Spät am Abend starteren wir in Medellín und erreichten sehr früh am Morgen dann Pereida. Von dort aus gelangten wir dann nach Salento. Auch hier erlebten wir wieder eine bunte und besondere Stadt. Viele kleine Geschäfte verkauften Schmuck, handgefertigte Dinge wie Taschen, Geschenkartikel.. Jeeps fuhren durch die Stadt und sammelten Personen für Touren ein und auf dem Marktplatz fanden sich verschiedene, dampfende Stände mit Essen oder mal wieder Souvenirs. Wenn man Salento besucht macht man das nicht nur wegen der schönen kleinen Stadt, sondern vorwiegend auch um Kaffeefarmen zu besuchen oder das bekannte Valle de Cocora. Nachdem wir am Ankunftstag erst einmal auf dem Balkon entspannt, Vögel beobachtet und die Stadt etwas erkundet hatten, machten wir uns am kommenden Morgen auf den Weg in Richtung Marktplatz. Nach ein paar Minuten fand sich ein freier Jeep und mit ein paar anderen Menschen fuhren wir Richtung Valle de Cocora. Schon von weitem erblickten wir die riesigen Wachspalmen. Dieser Ort ist traumhaft. Meterhohe Palmen stehen in einer Landschaft aus sattem Grün und vielen Hügeln. Jedoch ernüchterte uns der Ansturm an Menschen schnell. Kurz darauf teilte uns ein Mitarbeiter vor Ort mit, dass wir den geplanten Rundweg nicht wandern könnten, da er teilweise gesperrt sei. Naja dann schauen wir eben wie weit wir kommen, dachten wir. Letztendlich konnten wir problemlos die gesamte Strecke von etwa 6 Stunden durch die wunderschöne Landschaft wandern. Wir mussten lediglich ein wenig Geld bezahlen, da Teile des Weges über Privatgrundstücke gingen. Wir wanderten zunächst vorbei an den etwa 40m hohen Wachspalmen, den Berg hinauf und dann am Waldrand entlang mit Blick auf die palmbesäumten Hügel, Wildpferde, Kühe.. Der Ansturm an Menschen hatte sich schon nach wenigen Metern gelegt, denn alle wollten nur ein besonderes Foto machen, Essen und Getränke kaufen und wieder gehen. So glich der Eingang des Tals viel eher einem Freizeitpark. Doch mit den ersten Höhenmetern ließen wir die Menschenmassen hinter uns. Und zwischendurch wanderten wir ganz alleine durch den Dschungel, über wackelige, Hängebrücken vorbei an Kolibris, Palmen, Bananenpflanzen, Wasserfällen und einer großen Vielfalt an Flora und Fauna. Auf dieser Tour jagte ein Fotomotiv das nächste und wir konnten nicht nur viel sehen, sondern auch viel festhalten. Adler kreisten stets am Himmel und manchmal mussten wir uns daran erinnern auf den Weg zu schauen und nicht nur in die Luft zu diesen majestätischen Gestalten. Als wir ein kleines Päuschen einlegten freute sich Steffi lauthals darüber, dass hier keine anderen Deutschen seien. Prompt schallte folgende Antwort herüber: „Ich bin Deutsche!“, einen Moment später: „Ich bin Deutscher!“ Na die Deutschen trifft man tatsächlich überall. Und insbesondere Kolumbien scheinen sie so gerne zu bereisen, dass manche Einheimische ein paar Wörter Deutsch sprechen (oder alte, deutsche Sprichwörter kennen). Aber deren Bedeutung scheinen sie wiederum nicht zu kennen. Wir trafen einen munteren Kolibri, einen zutraulichen Schmetterling, verschiedene Wildpferde und gemütliche Kühe. Kälbchen beobachteten uns auf unserem Weg und auch ein verfressenes Schaf steckte einmal neugierig den Kopf aus der Wiese. Auch der Rückweg nach Salento erfolgte via Jeep. Da jedoch die Plätze im Auto besetzt waren wurden wir gebeten doch bitte außen auf dem Auto zu stehen. War abenteuerlich. Aber tatsächlich fuhren die Jeeps nicht allzu schnell und so konnte man sich gut festhalten und die Fahrt aus einer ganz anderen Perspektive und mit deutlich besserem Ausblick genießen. Tags darauf wanderten wir gemütlich zu einer der vielen Kaffeeplantagen und tranken dort einen leckeren Espresso mit Blick auf die Plantage. Die angebotene Tour lehnten wir ab, da wir beide schon einige Kaffeefarmtouren mitgemacht hatten. Unseren letzten Abend verbrachten wir damit durch die Läden zu schlendern, einzukaufen und auf dem Markt mitten unter Einheimischen zu essen. Jummy!