Kambodscha 2017 Reise

Auf einer einsamen Insel ohne Freitag

Als Isa in Seam Reap eintraf (ihre Ankunft war  bereits heiß ersehnt und das Thema der allabendlichen Bierrunde) ging es erstmal in die City um das kambodschanische Nachtleben kennenzulernen. Und dazu eignet sich besonders die Pubstreet. In riesigen Leuchtlettern weist der Straßenschriftzug so manchem Backpacker, Tuk Tukfahrer, Straßenverkäufer… den Weg. 

Die Straße ist voller Garküchen und auch Cocktails werden in Tuk Tuks, die zu ner Mini Bar umfunktioniert wurden, verkauft. Die Experimentierfreudigen probieren einmal frittierte Tarantel oder Skorpion. Doch die Einheimischen servieren auch aufgespießte Schlange.. wir beschlossen damit erst noch zu warten und zogen durch die Clubs. Die Musik war unglaublich laut und die Preise plötzlich ganz schön hoch. Zudem beobachteten wir ziemlich betrunkene Chinesen und zurechtgemachte Kambodschanerinnen, die sicher nicht nur zum tanzen hergekommen waren. Aus diesem Grund kehrten wir nach zwei Bier mit Fabian und Tom, unseren Hostelmitbewohnern, zurück zum Hostel. Am nächsten Tag stand nämlich ein weiterer Angkor Wat Besuch an. Für mich war es der zweite Besuch der Tempel. Und dennoch war ich wieder einmal ganz begeistert und entdeckte ebenfalls viel Neues. Auch Isa fand es richtig cool und so verbrachten wir einen tollen Tag in und außerhalb  der Anlage. Mal mit vielen Touris und mal ganz alleine. Mit dem Sonnenuntergang fuhren wir zurück zum Hostel. Unser Tuk Tukfahrer war schon ganz ungeduldig und wollte schnell nach Hause. Entsprechend fuhr er auch ganz wild durch die vollen Straßen, während wir den kühlen Fahrtwind genossen. Denn in Angkor Wat sind wir vor Hitze fast zerflossen. 

Da wir noch immer nicht genug hatten zog es uns Abends noch einmal zur Tuk Tuk Cocktailbar und anschließend flanierten wir über den Nightmarket. Und plötzlich standen wir vor einem Shop voller Aquarien. Und so kam es, dass wir an jenem Abend den Lachanfall unseres Lebens hatten, als sich die hungrigen Fischlein ausgehungert auf unsere Füße stürzten um die Hornhaut abzunagen. Man muss ja nicht mehr betonen, dass es wahnsinnig kitzelt wenn sich ein Haufen voller Fische an der Unterseite des Fußes zu schaffen macht. Die größen Exemplare saugten sogar an unseren Zehen und das war schon ein wenig irritierend. Jedenfalls hatten wir 45min später Fußunterseiten so weich wie ein Babypopo.

Die Floating Villages waren ein weiteres Highlight, welches ich Isa unbedingt  zeigen wollte. So ging es am nächsten Morgen mit Ellen, Alicia (beide Australien) und Pascal (Allgäu) bei strahlendem Sonnenschein (oder besser gesagt: mordshitze) mit dem Tuk Tuk durch die mir bereits bekannten Landschaften und Dörfer bis hin zum Tonle Sap See. Dort entschieden wir uns dann auch dafür eine romantische, kleine Mangrovenfahrt Kanus zu machen. So wurden wir 30 min durch die stille Mangrovenlandschaft gefahren und bewunderten neben der Stille auch die tollen Farben der Bäume und die schönen Spiegelungen im Wasser.

Und da wir (Isa, Pascal und ich) schon wieder nicht genug und zudem noch Energie übrig hatten liehen wir uns am Hostel Fahrräder und fuhren mehr oder weniger planlos durch die vollen Straßen bis wir schließlich ein leuchtend grünes Reisfeld erreichten. Dort stellten wir die Räder ab und spazierten zu Fuß über die Felder und genossen die ländliche Atmosphäre und den Sonnenuntergang. Auf dem Heimweg trafen wir wieder aufgeregt winkende und rufende Kinder, Hunde, Hähne und Kühe, die auch gerne mal unsere Fahrbahn kreuzten. Zurück am Hostel waren wir genau so platt wie unsere Reifen und freuten uns auf eine erholsame Nacht im Nachtbus nach Sihanoukville. 

Eine erholsame Nacht im Nachtbus: ein Drama in drei Akten.

Erster Akt: Isa, Pascal und ich wurden direkt vor unserem Hostel von einem großen Bus abgeholt. Und dieser Bus brachte uns und unser Gepäck zur 15min entfernten Busstation. Warum wir in einem Bus, in den sicherlich noch 10 andere Leute gepasst hätten, zur Station fuhren und nicht wie üblich in einem Tuk Tuk, fragten wir uns vergeblich. 

Zweiter Akt: am Busschalter ging es chaotisch zu und zunächst wussten wir nicht wann und in welchen der Busse wir nun verfrachtet werden würden. Es erfolgte ein erster Abschied von Pascal, der, trotz gleichem Ziel und Ticket, in einem anderen Bus fahren sollte.

Dritter und dramatischster Akt: wir quetschen uns, mittlerweile viel zu spät, in einen unglaublich engen und überfüllten Bus. Unsere Schlafplätze sollten wir am Ende des Ganges finden. Doch da fand sich nur eine kleine, schmale Gepäckablage. Entsetzen machte sich breit als wir realsierten, dass dieser Sarg (glaubt mir.. dieser Vergleich ist durchaus treffend) unsere Schlafkabine sein sollte. Wir passten kaum zu zweit nebeneinander und konnten uns weder drehen noch aufrecht sitzen. Zudem war die Luft ganz schlimm und durch die Reifen oder den Motor direkt unter unseren Köpfen stieg eine unheimliche Hitze empor. Wir mussten wählen: Erstickungstod und klaustrophobische Anfälle oder unruhige Nacht im Gang (für Isa) und auf den Gang hängender Kopf (für mich). Wir entschieden uns natürlich für zweiteres. Doch einen Lichtblick gab es: unser Freund Pascal wurde doch wieder zurück in unseren Bus geschickt und durfte (zu unserer Freude und seinem Entsetzen) den Sarg uns gegenüber beziehen. Gemeinsam mit einem Kambodschaner, der etwa halb so groß war wie er und in dieser Nacht wohl als einziger von uns selig und zufrieden schlief. Rückblickend muss ich dennoch sagen, dass wir diese Situation so skuril fanden, dass wir minutenlang nicht mehr aufhören konnten zu lachen. 

Vollkommen gerädert erreichten wir Sihanoukville. Im strömenden Regen. Die für die nächsten Tage angekündigten Unwetterwarnungen erweckten zunächst keine Vorfreude auf die vor uns liegenden 3 Tage auf einer scheinbar paradiesischen Insel. Und tatsächlich erwartete uns dort ein bedrohlich dunkler Himmel. Da konnte uns auch unser wirklich einfaches aber absolut goldiges Bambusbungalow direkt vor dem Strand nicht aufheitern. Im Hostel herrschte absolut gediegene Stimmung. Dies mochte wohl auch an den Joints liegen, die für wenige Dollar verkauft wurden. Aus den Lautsprechern ertönten Songs wie „purple Rain“ und „why does it always rain on me“, während die Gäste in den Hängematte vor sich hin schaukelten. Wir fühlten uns gleich wohl. Und an dem Tag der so schlimm gestartet hatte passierte gleich auch unser Highlight der Inseltage. Wir schnappten uns Schnorchel und Taucherbrille und sprangen gemeinsam mit anderen Hostelgästen in die dunklen Fluten auf der Suche nach Plankton. Und diesen konnten wir nicht übersehen. Das Wasser glitzerte und glänzte bei Bewegungen wie ein Sternenhimmel und gab einem das Gefühl durch das Weltall zu tauchen. Sogar unsere Haare leuchteten und wir wollten einfach nicht mehr raus aus dem kitschig schillernden Meer. Eine großartige Erfahrung! 

Und trotz Regen meldeten wir uns für eine Bootstour am nächsten Tag an. Wir starteten mit etwa 9 Personen im Speedboat und wurden zu einem schönen Fleckchen Urwald gebracht. Dort stiegen wir vom Boot direkt in die Kayaks, was eine ganz schön wacklige Prozedur darstellte. Da es zu wenig Boote oder zu viele Leute gab quetschten wir uns jeweils zu dritt in drei Boote. Ich würde es demnach nicht als kayakfahren bezeichnen, aber es war dennoch witzig und sehr schön durch die Mangroven bis hin zu einem verlassenen Campingspot zu fahren. Dort wartete dann das Beachvolleyballnetz und ein warmes Mittagessen auf uns. Doch ich wurde langsam hibbelig und wollte endlich schnorcheln gehen. Schließlich war es so weit: Beim ersten Halt entdeckte man riesige, geöffnete Muscheln in etwa 5m Tiefe und viele bunte Fische sowie erschreckend stachelige Seeigel. Pünktlich mit dem Sonnenschein erreichten wir einen sehr schönen Strand und (die von uns die Geld dabei hatten) gönnten sich ein paar bunte Cocktails. Der Rest von uns, oder besser gesagt: der deutsche Haufen bediente sich lieber am Freibier. Dieses Freibier gab den Anstoß zu einer exzessiven Nacht und diese endete schließlich damit, dass wir mit einem lesbischen schwedischen Mädchen nachts nackig ins Meer sprangen auf der Suche nach Plankton. Doch aufgrund der sternklaren Nacht und den Wellen war dieser diesmal nicht ganz so reichlich vertreten oder sichtbar wie in der Nacht davor. 

Der folgende Tag war wunderbar sonnig und wir ließen am Strand in der Hängematte die Seele baumeln oder schwammen im kristallklaren Wasser. Der nächste Strand (genannt 4k Beach) lag nur 30 Gehminuten von uns entfernt und der Weg dorthin führte durch den urigen Dschungel bis unsere Füße schließlich im weißen Sand des 4k Beaches versanken. Dort plantschten wir mit den Füßen im Meer, tranken zum Sonnenuntergang ein kühles Bier umd gönnten uns schließlich ein fantastisches grünes Curry. Der Rückweg war etwas spannender, da wir uns im Dunkeln unseren Weg durch den Dschungel schlagen mussten. Unser Abschied von der Insel Koh Rong fiel uns schwer. Morgens um 6 schauten wir uns einen schönen Sonnenaufgang an und nach einem guten Frühstück warteten wir geduldig auf das Boot, welches uns zum Festland bringen sollte. Glücklich, sonnenverbrannt, sandig und voller neuer Eindrücke ging es dann zurück in die Zivilisation. Wir freuten uns nach vier Tagen Inselleben auf eine funktionierende Dusche, frische Wäsche und ab und zu mal etwas Wifi. 

Wir hatten ein paar traumhafte Tage und fühlten uns zwischenzeitlich wie im Paradies angekommen. Und auch ein bisschen wie Robinson Crusoe -nur halt ohne einen Freitag.. Das Wohlfühlpaket beinhaltete klares Meer, einen Bilderbuch-Sandstrand, eine Vielzahl an Hängematten, gemütlich schöne Basthütten und nicht zu vergessen die entspannte Stimmung in der Bar. Dennoch muss festgehalten werden, dass wir entsetzt waren über den Müll der täglich aus dem Meer an den Strand gespült wurde. Und wenn man mit einer Kitschposter-aussicht barfuß am Strand entlang läuft muss man diversen Mülltüten, Schuhen, Plastikflaschen und Styropor ausweichen. Dieser Umstand und die Einstellung der Einwohner (und vielleicht auch mancher Touristen) zur Umwelt stimmte uns nachdenklich und machte uns traurig. So schätzten wir wieder einmal mehr die guten deutschen Mülleimer, die Mülltrennung und das Recycling von Produkten.

Uns reichts! Wir gehen jetzt dahin wo der Pfeffer wächst..!
Im Zeichen des Elefanten

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