Nach dem qirlingen Lima ist Adequipa geradezu eine kleine Entschleuningungsoase für uns. Die vielen kleinen Häuser sind aus weißem Vulkanstein oder bunt gestrichen, in jeder Türschwelle sitzen Menschen und verkaufen Eis, Armbänder, Empanadas oder andere Snacks. Natürlich gibt es auch viele Produkte aus Alpaca in den tollsten Mustern, die aber nur die Touristen kaufen und daran dann auch leicht als „Gringos“ zu erkennen sind. Man kann sich auch gegen ein paar Soles auf der Straße wiegen lassen, wenn man sich auf dem Weg zum nächsten Café über sein Gewicht Gedanken machen sollte..
Viele Cafés und Restaurants preisen typisch peruanische Küche wie Ceviche, Cuy (Meerschweinchen!) und Alpaca an und locken mit kostenlosen Pisco Sours zur Happy Hour.
Doch Arequipa ist vor allem aber bekannt durch seine beeindruckenden Klöster, Kirchen und Kolonialbauten. Deshalb wurde es auch zum Unesco Weltkulturerbe erklärt. Die Spanier wollten damals ein zweites Andalusien aufbauen, was ihnen mit den ausladenden Innenhöfen, schmiedeeisernen Toren und bunten Geranien auch gelang. Das Stadtzentrum besticht durch sein helles Gestein; deshalb hat Arequipa auch den Namen „weiße Stadt“ bekommen. Durch zahlreiche Erdbeben mussten die beeindruckenden, alten Gebäude leider immer wieder neu aufgebaut und restauriert werden, was den Einheimischen aber die Möglichkeit zu architektonischen Veränderungen der ansonsten von der Unesco stark reglementierten Gebäude gab.
In der Umgebung von Arequipa gibt es 167 Vulkane, 10 davon sind noch immer aktiv.
Eine Free Walking Tour durch die Stadt zeigte uns die schönsten Ecken und wir genossen schlussendlich den Blick auf die Kathedrale und den Plaza des Armes von einem Dachterrassencafe aus.
Überall in Arequipa wird mit Touren zum Colca Canyon gelockt. Nach eigenen Recherchen war uns klar: das sollten wir uns nicht entgehen lassen. So buchten wir für den 1. Januar 2020 unsere 2-tägige Tour zum Colca Canyon. Und das bedeutet, dass wir nach nur sehr wenig Schlaf Dank Sylvester um halb 3 Uhr morgens aufzustehen müssen, um 2 Tage lang zu wandern. Ob das eine unserer besten Ideen war, werden wir noch sehen.. dazu aber gleich mehr..
Feliz Ano nuevo! Es ist in Peru Tradition an Neujahr etwas Gelbes zu tragen. Sei es ein gelber Stringtanga, gelbe Kravatten, gelbe Hüte oder Blumenkränze.. So kauften auch wir uns bunt blinkende Haarkränze mit gelben Blumen, die in jedem Geschäft und Straßenstand angepriesen wurden. Und so starteten wir kunterbunt leuchtend und mit einem Pisco Sour in der Hand ins neue Jahr. Von der Dachterrasse am Plaza des Armes aus genossen wir einen wunderbaren Blick auf das bunte Spektakel auf dem Platz und im Himmel. Ganz Arequipa war ein riesiges Fest- und wir mittendrin. Von oben aus konnten wir das Feuerwerk in sämtlichen Himmelsrichtungen bestaunen.
Nach nur 42 Minuten Schlaf ging es morgens um 3 los mit einem kleinen Bus in Richtung Colca Canyon. Naiv starteten wir die 2-Tages Trekkingtour durch einen der tiefsten Canyons der Welt. Noch nicht an die Höhe von über 4000 m gewöhnt, mit zu wenig Schlaf (und einem leichten Kater) brachte uns diese Tour mit ihren enormen Ab- und Aufstiegen an unsere körperlichen (und mentalen) Grenzen. Am ersten Tag stand der 16 km Abstieg an (im Übrigen sund das etwa 68 Stockwerke). Der Guide erzähle uns viel über die Kultur und Traditionen der Bewohner des Tales. So viel wir auch jammerten.. Wir wurden wieder geerdet als wir hörten, dass die Kinder täglich 6 Stunden aus dem Tal hinauf – und wieder hinunterlaufen mussten, um eine Schule besuchen zu können. Seit 2005 können sie unter der Woche eine Ganztagsschule mit Internat besuchen und müssen somit den beschwerlichen Weg nur noch am Wochenende zurücklegen.
Die 16km waren zäh. Sehr zäh. Wir kämpften uns den steinigen und kurvige Weg hinab in den Canyon und hatten dabei die Oase, unser Übernachtungsziel, stets vor Augen. Als wir erschöpft und mit zittrigen Knien schließlich den Colca Fluss erreichten, mussten wir noch ein ganzes Stück bergauf- und berab marschieren, bis wir in einem kleinen Vorgarten von einer alten Dame unser Mittagessen serviert bekamen.
Wie so häufig in Peru bestand dies aus Suppe als Vorspeise und im 2. Gang wurden Reis, Gemüse und Alpakafleisch serviert.
War übrigens gar nicht so übel.
Nach einem 30-minütigen Powernap im Garten brachen wir wieder auf, um den 2. Teil der Strecke zurückzulegen. Auch dieser Teil war äußerst kräftezehrend, doch unser Guide Fernando versorgte uns unterwegs mit unbekannten und schmackhaften Früchten aus den Gärten entlang des Weges und hielt uns mit seiner fröhlichen und positiven Art stets bei Laune. Als wir schließlich die Oase erreichten, erfrischten wir uns im Pool und gönnten uns einen heißen Coca- Tee. Die Cocablätter werden hier oft gekaut oder als Tee serviert und helfen naiven Touristen wie uns beim Überwinden der Höhenkrankheit. Einen Teller Spaghetti und der Meuchelung mehrerer Spinnen später legten wir uns komplett angezogen in die Betten der Unterkunft. Diese war absolut einfach und ziemlich dreckig, aber wir erwarteten dort keinen Luxus. Das Bett erfüllte seinen Zweck und nachts um 4 weckte uns schon der Wecker.
Wir wollten den Aufstieg in den frühen Morgenstunden vornehmen, bevor es warm werden würde. Und so trotteten 8 dick eingemummelte und bepackte Gestalten mit Stirnlampen auf dem Kopf durch die Dunkelheit den Berg hinauf. Zum Aufsteig bleibt nur so viel zu sagen: es ging stetig bergauf (1300 Höhenmeter = ca. 115 Stockwerke) und nahm kein Ende. Man konnte sich auch auf Maultieren nach oben befördern lassen, falls man den Aufstieg aus körperlichen Gründen nicht mehr schaffte. Aber Laura und ich quälten uns tapfer schwitzend und schnaufend Schritt für Schritt hinauf. Und wir schafften es und erreichten glücklich die Spitze.
Dort führte uns Fernando in ein kleines Dörfchen, in welchem uns Frühstück serviert wurde. Es war richtig urig. Vor den Türschwellen lagen Hunde, auf der Straße standen Maulesel und Kinder liefen umher. Übrigens: zum Frühstück in Peru gibt es meistens helle Brötchen, wie Milchbrötchen und dazu häufig Erdbeermarmelade. Manchmal auch ein bisschen Ei oder Avocado. Einfach, aber ausreichend.
Nach dem Essen fuhren wir zu heißen Quellen. Das Wasser der Quellen wird durch die Geothermie der umliegenden aktiven Vulkane natürlich erhitzt und ist reich an verschiedenen Mineralien. Es gibt nichts Besseres nach 2 Tagen Hardcorewandern, als sich eine Stunde im heißen Wasser zu entspannen und sich dabei so wenig wie möglich zu bewegen. Der Blick auf die Vulkane war aufgrund des Nebels leider nicht möglich, doch wir konnten Alpacas und wilde Vicunias in den hoch gelegenen Anden beobachten.
Aufregene Tage lagen hinter uns. Nun geht es mit dem Nachtbus nach Cusco. Wir sind gespannt, was uns dort erwarten wird.