Angekommen am Atitlán-See freuten wir uns zunächst riesig über unser wunderschönes AirBnB. Diese, auf Stelzen gebaute Holzhütte glänzte durch ihre großen Fensterfronten (vom Bett aus konnten wir den Sonnenaufgang über dem See bestaunen), und ihre großzügige Terrasse (Frühstück und Abendessen mit schönstem Ausblick). Ja, wir waren hin und weg. In unserem neuen Heim (wenigstens für die 4 Nächte) genossen wir besonders unsere eigene Küche und das private Badezimmer. Also verlängerten wir unseren Aufenthalt spontan um 2 Nächte.
Der Atitlán-See ist umgeben von jeder Menge Dörfer. Und jedes Dorf ist für sich besonders. Wer hier Geld hat, also vorwiegend Amis und Europäer, der baut sich sein Traumhaus am Hügel mit Blick auf den See. So sieht man im Vorbeisausen mit dem Wassertaxi (der übliche Weg um von A nach B zu kommen) eine Villa nach der anderen. Wir landeten im gechillten Yogaparadies San Marcos la Laguna. Beim ersten Besuch des gemütlichen, winzigen Dorfes trafen wir nach einem superleckeren Hipster-Macadamia- Kokosflocken-Frühstück zufällig Nate und Ally. Das sympathische Pärchen aus Ohio hatten wir bei unserer Vulkantour in Antigua kennengelernt. Für nicht einmal 2 Euro kauften wir uns jede Menge Gemüse und Obst und kochten zum 1.Mal auf dieser Reise für uns selbst. Tags darauf brachte uns ein Tuktuk zu einem Tagestrip 2 Dörfer weiter. Nach knallharter Preisverhandlung (pures Thailandfeeling) stiegen wir in San Juan schließlich viele bunt gestaltere Treppenstufen hinauf zu einem ebenso voll bemalten Aussichtspunkt (Mirador de San Juan). Zusätzlich hatten wir zusätzlich noch einen tollen Ausblick auf den blau leuchtenden Atitlán-See. Tatsächlich schien es uns, dass fast ausschließlich Einheimische mit uns diesen Ausblick bestaunten. Als Tourist auch mal eine sehr coole Erfahrung, die wir nicht missen wollten. Vor allem, wenn die Menschen so unglaublich freundlich sind wie hier. Anschließend landeten wir eher zufällig in einer künstlerisch gestalteten Straße voller Streetart und bunter Hüte, die über die Straße gespannt waren. Bibi war begeistert und im Foto-Fieber. Hier trafen wir ganz unverhofft auch noch auf Brian und Paola, weitere Mitstreiter vom Acatenango-Trip. So ist es auf Reisen: man trifft alle möglichen Leute immer wieder, da ja doch alle eine ähnliche Reiseroute planen. In unserem Falle waren wir echt froh darüber. Denn wir hatten bisher wirklich nur interessante und coole Menschen kennengelernt. Paola hatte als Einheimische auch sehr hilfreiche Tips parat. So saßen wir nur kurze Zeit später bei Bierchen und Pizza beisammen in einem Restaurant direkt am Seeufer, welches wir ohne die beiden niemals gefunden hätten. Generell gilt in Guatemala folgende Regel: je unscheinbarer und kleiner die Straße (am besten übersieht man sie fast), desto spektakulärer sind die Ziele am Ende. Eine Erfahrung, die wir bislang mehr als einmal machten. Paola erzählte uns viel über Land und Leute. So erfuhren wir auch, dass in diesem Städtchen jeder Laden 15% seiner Einnahmen an die ärmeren Menschen in diesem Dorf abgab. Und es wurde versucht durch verschiedene, künstlerische Projekte der jüngeren Generation Perspektiven aufzuzeigen. Erklärt, weshalb dieses Dorf so voller Streetart und Galerien war. Hier ließen wir gerne etwas Geld für Souvenirs da.
Tags drauf hatten wir einen Tagesausflug mit Nate und Ally geplant. Es sollte nach Chichicastenango gehen. Nach einer längeren Autofahrt erreichten wir das unscheinbarere Städtchen. Warum fuhren wir ausgerechnet dorthin? In Chichicastenango (Chichi) findet 2mal pro Woche ein riesiger Markt statt. Und so streunderten wir die nächsten Stunden durch die engen Straßen vorbei an unglaublich vielen, bunten Ständen. Hier gab es alles, was das (Touristen)herz begehrt: bunte Tücher, Masken, Essen, Taschen, Gemälde… Mittendrin zu sein gänzlich unter Locals war richtig toll. Doch auch hier spürten wir manchmal Thailand-Vibes, wenn wir als einzige Touris immer wieder bedrängt wurden Souvenirs zu kaufen. Hier merkte man deutlich die fehlenden Touristenrate der letzten Monate. Nach einem lustigen, farbenfrohen und energiezehrenden Ausflug kamen wir auf dem Rückweg leider in ziemlichen Starkregen. Dies bedeutete, dass wir nass bis auf die Unterhosen das Wassertaxi bestiegen. Durch den Wetterumschwung warfen starke Wellen das Boot hin und her, hoch und runter. Da tut einem der Hintern weh.. Völlig durchnässt schlugen auch sämtliche Verhandlungen mit Tuktukfahrern fehl und so liefen wir zu Fuß zu unserer Unterkunft (halb so wild). A propos wild. Erst kürzlich beklagten wir uns über unsere fehlende Wildlife-Erfahrung in El Paredon. Diese kam hier nicht zu kurz. Denn durch den starken Regen suchten verschiedene Tierchen Zuflucht in unserer Hütte. So kam es, dass wir neben verschiedenen Riesenspinnen auch die Skorpione Eddie (groß) und Rosi (klein aber flink) beherbergen durften. Dies war nur nicht so ganz in unserem Sinne. Zumal wir als Europäer weniger an Skorpione im Schlafzimmer gewöhnt sind. Rosi ließ sich ohne Probleme von Flori nach draußen geleiten. Doch der entspannte Eddie versteckte sich doch tatsächlich in der Holzlatte für das Stromkabel und musste mühevoll von dem lieben Wachmann des Geländes und Flori befreit werden. Eine Nacht mit Riesenspinnen lässt sich nicht immer vermeiden. Aber mit Skorpionen kuscheln wir eher ungerne. Auch, wenn sie laut Angaben unseres Vermieters harmlos seinen.
Den Morgen darauf verbrachten wir mit selbst gebrühtem Filterkaffee an unserem eigenen Steg direkt am Wasser. Absoluter Luxus, so ein eigener, romantischer Wasserzugang. Ganz entspannt konnten wir Musik hören, lesen, Video schneiden, in der Sonne liegen.. Und im Anschluss durch das Dorf flanieren und in den hübschen Cafés halt machen.
Nun geht es weiter ein weiteres Highlight Guatemalas erkunden: auf nach Tikal! Wir fliegen nach Flores und sparen uns eine mindestens ganztägige Busfahrt. Zumal Nachtfahrten aufgrund der Corona Beschränkungen nicht möglich sind. Wir sind mal wieder gespannt und aufgeregt vor dem, was uns diesmal erwartet.