Reise USA & Kanada 2019

Mit Kajak in Kanada

Der Grenzübertritt nach Kanada gestaltete sich trotz all unserer Befürchtungen beinahe schon als erschreckend unkompliziert. Wir waren bereit, sämtliche Früchte, Gemüse oder Pflanzen reumütig rauszurücken. Doch den Grenzbeamten interessierte eher die Dauer unserer Reise und ob wir die Eigentümer unseres Rockys waren. Und natürlich, ob wir Waffen importierten. Nachdem wir das mit wildem Kopfschütteln negiert hatten, begrüßte er uns mit strahlendem Lächeln in Kanada. Netter Kerl. Haben wir unsere Palme ganz umsonst hinter die Rücksitze geklemmt…

Kaum hatten wir die Grenze passiert, tauchten überall Frucht- und Obstplantagen sowie ein Weingut nach dem anderen auf. Wir passierten Oliver, die Weinhauptstadt Kanadas. Selbstverständlich hielten wir an einem der Weingüter an und probierten uns durch die hiesigen Weine, nachdem uns sämtliche Schilder alle 5m gaaanz unaufdringlich auf etwaige Winerys hingewiesen hatten. Unseren weiteren Weg schmückten Weinreben und die gleiche rauh-karge Hügellandschaft, die uns bereits in Washingtons Norden fasziniert hatte. Eine fruchtbare, sonnengesegnete Gegend. Apropos Sonne: bisher hatten wir auf unserer Reise oft die Sonne im Gepäck. Und so reist es sich ganz gut 🙂

Übernachtungsspot war diesmal ein Seitenstreifen direkt am Okanagan See. Mit tollem Sandstrand vor der Nase. Entsprechend lagen wir Abends bei lauen Sommertemperaturen unterm Sternenhimmel am See und hörten die Wellen rauschen und die Grillen zirpen. Ja, es war wirklich so romantisch wie es sich anhört. Aber um diesen Eindruck zu zerstören können wir vom neben uns grillenden, deutschen Jungvolk erzählen und ihrem norddeutschen „Yolo-Ghetto-Slang“..

Der folgende Tag drauf wartete mit einer bösen Überraschung auf: nachdem wir unseren bisher so zuverlässigen Rocky auf dem Weg nach Jasper doch zu viel Anstieg zugemutet hatten, musste er doch aufgeben. Eine hohe Kühlwassertemperatur, eine gelbe ‚check gages‘ Warnleuchte, Wasserdampf aus der Motorhaube und insbesondere ein schleifendes Scheppergeräusch brachten uns dazu, sofort auf dem Seitenstreifen zu stoppen. Das hat uns vor einem größeren Motorschaden bewahrt (auch wenn wir zu diesem Zeitpunkt das Schlimmste erwarteten), dagegen aber natürlich dem Kühlwasserkreislauf den letzten Rest gegeben. Durch den Wegfall der Kühlung ist erst ein bisschen Kühlflüssigkeit ausgetreten, worauf der Siedepunkt von 120° durch den verringerten Wasserdruck wieder zurück Richtung 100° sank (ja, Celsius! Und nicht relativ zur maximalen Körpertemperatur des Präsidenten oder sowas.. Wir sind schließlich in Kanada). Durch den niedrigen Siedepunkt kochte Sekunden später unsere gesamte Kühlflüssigkeit, trat an der Wasserpumpe aus und es ergoss sich eine riesige grüne Pfütze über den Asphalt. Entschuldigung, liebe Umwelt! Immerhin kein Ölverlust… Manchmal sind wir richtige Pechpilze: Ein innerer unserer doppelten Reifen auf der Hinterachse war auch noch platt, was wir während der Fahrt noch gar nicht bemerkt hatten. Unsere Emotionen schwankten zwischen Optimismus, Besorgtheit, Ohnmacht beim Gedanken an die finanziellen Konsequenzen und Zuversicht.

Wie gut, dass wir rechtzeitig letzte Woche eine Roadside Assistance für Nordamerika abgeschlossen hatten und die 2tägige Wartezeit bereits verstrichen war. Die zahlte sich nun aus. Viele Telefonate mit wiederholten Schilderungen der Situation und unserer Position (trotz zunächst moderner automatischer GPS Positionserfassung per SMS mit Link) holte uns Troy zwei Stunden später mit seinem riesen Abschleppwagen ab und brachte uns in die nächstgelegene Werkstatt in West Kelowna. Dort kümmerte man sich nicht nur um Rocky, sondern auch um uns. Ron, einer der Mitarbeiter, fuhr uns sogar noch zum Supermarkt, damit wir genügend Essen und Wasser für die Nacht hatten. Wirklich angenehme und freundliche Menschen, diese Kanadier. Bei Rocky wurde noch am gleichen Nachmittag eine defekte und undichte Wasserpumpe am Motor diagnostiziert. Die Reparatur war erst am Folgetag möglich. Aber wir durften direkt auf der Werkstatt in unserem Camper übernachten, bekamen sogar Strom (diesen Luxus hatten wir bisher nie).

Etwas erschöpft von den Erlebnissen des Tages starteten wir noch einen Abendspaziergang… Kaum hatten wir jedoch das Werkstattgelände verlassen, stoppte uns ein nettes kanadisches Paar und warnte uns vor einem Schwarzbär, der nur 50m weiter von uns im Gebüsch graste. Mitten in der Stadt. Wir wären ahnungslos direkt auf ihn zuspaziert. So eine Situation muss nicht sein. Safety first und danke an das Paar! Wir haben ohne Beweisfoto für euch umgedreht, sorry.  Dafür gehts uns und dem Bär gut und vielleicht kommt ja nochmal eine bessere Bärenfotogelegenheit 🙂

Den Reperatur-Tag verbrachten wir damit, durch einen schönen Wald mit kleinem Canyon am Stadtrand zu wandern und später am See entlangzuspazieren. Wir sahen viele, viele Eichhörnchen und Rehe.



Als unser Auto fertig war, holte man uns sogar ab. Die Reperatur war sogar noch günstiger, als wir dachten. Glück im Unglück also. Weiter gings in Richtung Jasper, wir wollten nach dem „verlorenen“ Tag viel Strecke schaffen. Auf dem Weg fuhren wir schnurgeradeaus auf einer einsamen Straße, umsäumt von Wäldern. Immer mal wieder tauchte ein Fluss oder ein See auf und zwang uns zu stoppen und die einzigartige Natur zu bewundern. Schon bald wurden die Berge höher und die Rocky Mountains zeigten sich in ihrer ganzen Pracht. Einfach nochmal eine Kategorie größer als die bisherigen Berge…

An einem schönen See vor dem Jasper Nationalpark machten wir nochmal Halt für ein paar Fotos und um die Drohne steigen zu lassen. Drohnefliegen ist in Kanada leider seit spätestens Juni 2019 völlig überreguliert und wird kriminalisiert.  In den Nationalparks ist es, wie in USA, komplett verboten, außerhalb ist eine Registration erforderlich, die aber den Einwohnern Kanadas vorbehalten bleibt. Ausländer müssen die registration application per Mail schicken, die natürlich wochenlang unbeantwortet bleibt. In den USA war die registration eine Sache von 5 Minuten. Viele Drohnenvideos wird es dieses Mal also leider nicht geben 🙁

An erwähntem See angekommen machten wir also ein paar schöne Fotos und Videos, als Birte plötzlich einen kleinen Schwarzbär entdeckte, der etwa 20m neben uns gemütlich Beeren fraß. Aus Angst vor einer besorgten Bärenmutter in der Nähe nahmen wir sofort und vorsichtig reißaus. Mist, schon wieder kein Foto gemacht 🙁

Unterwegs mit Chipmunks, Murmeltieren und Ingenieuren
Olympic Nationalpark und North Cascades Nationalpark

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