Kolumbien 2021 Reise

Unterwegs im Norden Kolumbiens: Entspannt in Palomino, schwitzend im Tayrona Nationalpark und Outdoor action in Minca

Unser Flug von Pereira nach Santa Marta gestaltete sich doch komplizierter als gedacht, da der erster Direktbus von Salento erst um 9 startete. Schlägt man noch die typische Verspätung Südamerikas drauf, berechnet diverse ungeplante Stops.. Keine Chance pünktlich am Flughafen zu sein. Also entschieden wir uns für den komplizierteren Weg und starteten um 7 bereits in Salento und gelangten mit mehreren Bussen, viel Fahrerei und einem Beinahe-Unfall neben uns doch iwie pünktlich zum Flughafen. Schon sehr bald landeten wir in Santa Marta. Der Landeanflug war wirklich spektakulär, da wir an der Küste entlangflogen. Die Landebahn befand sich direkt am Meer. Wahnsinn! Schnell konnten wir den winzigen Flughafen verlassen und plumpsten beinahe ins Meer, als wir aus dem Flughafengebäude traten. Dieser Flughafen wurde quasi auf dem Sandstrand erbaut. Haben wir auch noch nie erlebt. Wir sprangen in den erstbesten Bus in der Hoffnung, dass er uns ganz grob in die Richtung Palominos oder wenigstens ins Stadtzentrum Santa Martas bringen könnte. Und so erlebten wir quasi eine kostenlose Stadtrundfahrt durch Santa Marta, denn der Bus fuhr tatsächlich in die noch so kleinen Gassen. Santa Marta zeigte sich als eine quirlige, lebhafte Stadt. Die Menschen verkauften an kleinen Ständen von Handys über Schmuck bis hin zu Babyklamotten oder Taschen alles mögliche. Der local Bus hielt tatsächlich überall an und die Menschen sprangen nacheinander hinein und hinaus. Hier war es um einiges schwüler und wärmer als in der Region Medellíns. Den kompletten Tag ernährten wir uns nur von salzigen und süßen Keksen und lauwarmen Wasser, da wir vor lauter Reisen keine Zeit hatten etwas Essbares zu finden. Und was man so an den Straßenständen sieht kann man nicht immer erkennen. Und an einem Reisetag traut man sich dann doch nicht an die undefinierbaren Dinge heran. Nach über einer Stunde Stadtrundfahrt sprangen wir doch einfach mitten im Nirgendwo an der Straße hinaus und hofften, dass wir dort ein Taxi zum Busbahnhof schnappen könnten um letztlich nach Palomino zu gelangen. Doch tatsächlich war alles einfacher als zunächst angenommen: kaum aus dem Bus gesprungen, wurde uns sogleich ein „Palomino?! “ entgegengebrüllt. Da konnten wir nur überrascht nicken. Und so brachte uns ein noch größerer Bus nach Palomino. Und wieder mal waren wir die einzigen Touristen und wurden neugierig beäugt (was wohl auch an unseren riesigen Backpacks lag..) In Palomino wartete schon unsere tolle Unterkunft. 3 Tage konnten wir hier in einer Bambushütte direkt am Meer von Hängematten und Palmen umgeben, verbringen. Die Küche dürfen wir mitnutzen und uns somit auch mal selbst Essen zubereiten. Denn obgleich Kolumbien nicht sehr teuer ist schlägt es doch auf den Geldbeutel immer wieder essen zu gehen. Morgens starteten wir mit Yogastunden in den Tag, erkundeten die Gegend, sprangen ins Meer, flanierten durch die süßen, kleinen Straßen voller Bars und Stände oder wanderten am Strand entlang zur Mündung des Rio Palomino. Dort trifft der kühle Fluss auf das aufgewärmte Meer. Viele Menschen plantschen in dieser Verbindungsstelle oder lassen sich fotografieren. Am nahegelegenen Strandabschnitt finden sich kleine Zelte um sich tagsüber aufzuhalten, Cocktails in sich reinzuleeren und den Bauch mit frisch gefangenem Fisch vollzuschlagen. Die Kolumbianer hier wissen, wie man es sich gut gehen lässt. Disfrutar! (Genießen) ist ein Wort, welches wir hier sehr oft zu hören bekommen. Und es stimmt: diese herrliche Gegend können wir nur genießen. An einem der Abende wurde für uns sogar ein privates Lagerfeuer gemacht und wir saßen in der Dunkelheit am Feuer, neben uns rauschte das Meer und zwischen den Palmen leuchtete der Vollmond. Wir sahen kaum andere Touristen und waren zum Großteil alleine auf dem Grundstück mit vielen, kleinen Papagaien, flinken Kolibris und neugierigen Eichhörnchen. Nicht zu vergessen: tausende hungrige Moskitos. Das Beste an unserer Hütte: die Außendusche im bewachsenen Garten mit Ausblick auf die Palmkronen und abends oder Nachts von Glühwürmchen umschwirrt. Die Toilette kann man sich als eine Art Thron vorstellen. So sorgt man dort residierend ganz royal für den Kompost des Grundstücks.

Von Palomino aus gelangten wir recht zügig zum Tayrona Nationalpark. Allerdings mussten wir zuvor erst einmal mit dem Tuktuk 30min in die entgegengesetzte Richtung fahren um bei einem ATM Geld abzuheben. Die sind hier nämlich nur spärlich zu finden. Also merken: Immer davon ausgehen, dass der nächste Geldautomat viele km entfernt ist.. Somit sollte man immer genügend Bargeld dabei haben. Schwierig ist allerdings, dass man an vielen Automaten nur eine begrenzte Anzahl an Geld abheben kann.. Und viele Hotels, Hostels, AirBnbs möchten das Geld für den Aufenthalt in Bar haben. Da beißt sich die Ratte in den Schwanz, wie man so schön sagt..

Ganz in der Nähe des Tayrona Nationalparks bezogen wir danach unsere neue, ebenso süße Unterkunft auf einem kleinen Hügel mit kleinem Balkon, tollem Ausblick auf den Urwald und auf den Strand. Dieser Strand war nur wenige Minuten zu Fuß entfernt und wir waren dort fast alleine. Natürlich konnten wir nicht widerstehen und sind auch hier kurz ins kühle Nass gesprungen. Morgens wachten wir früh auf und sind beinahe die Ersten in der Schlange zum Parkeingang. Und so wird das frühe Aufstehen belohnt: wir laufen zu Beginn nahezu alleine durch den Urwald. Nur manchmal kommen uns Leute entgegen oder überholen uns. Der erste Strand, den wir erreichen, ist quasi Menschenleer. Das hat man hier nicht oft und ist wohl der Regenzeit, als auch der frühen Stunde zuzuschreiben. An die hohen Steine gelehnt mit Blick aufs Meer frühstückten wir erst einmal in Ruhe. Doch allzu lange können wir nicht entspannen, da die ersten Menschengruppen an den Strand kamen und wir ungerne in einer Menschenschlange weiterwandern wollten. Also Rucksack auf und es ging weiter. Der Schweiß lief in Sturzbächen an uns hinunter. Die Luft war unglaublich schwül und schon früh morgens war es wahnsinnig heiß. Die Klamotten klebten schon nach wenigen Minuten am Körper. Die warmen Wandersocken und Wanderschuhe waren zwar bequem und verschonten uns davor auf den feuchten Steinen oder Treppen auszurutschen aber manchmal beneideten wir die in Badehose und Bikini bekleideten Kolumbianer, die mit Flipflops an uns vorbeischlappen und Plastiktüten in der Hand hielten, als würden sie eben mal schnell an den Strand gehen. Tatsächlich läuft man etwa 40 Minuten bis zum ersten Strand, nach etwa 15min kommt ein weiterer Strand und das Ziel, Cabo de la roca, erreicht man nach etwa 3,5 Stunden Laufzeit. Als wir schließlich ankamen dampfen wir gradezu und als wir dann ins Meer hüpften, konnte man meinen, dass unsere Körper aufgrund der Abkühlung erstmal ordentlich gezischt haben. Tatsächlich waren wir hier aber äußerst vorsichtig und plantschen nur am Rand herum, da die Strömung stets sehr stark ist und einen die Wellen, die sich zurückziehen, schnell weiter hinaus befördern können als man möchte. Viele Menschen sind hier an den Stränden des Nationalparks schon ums Leben gekommen. So erinnern deutliche Schilder daran, dass man an bestimmten Stellen nicht ins Wasser gehen darf. Aber wenn man sich so umschaut, scheinen sich nicht alle daran zu halten. Aber es fällt einem auch wirklich schwer an manchen Stellen nicht in das türkisblaue Nass abzutauchen. Nicht nur die weißen Strände und das klare Wasser begeisterten uns, sondern auch die Geräusche des Dschungels und die Palmen, Pflanzen, Wurzeln, Farne, Vögel.. Eine tolle Erfahrung in den Tayrona Nationalpark abzutauchen. Als es auf unserem Rückweg anfing zu gewittern und zu regnen waren wir froh, dass wir beinahe schon an den Bussen angekommen waren. Am Parkausgang hielten wir an der Straße schnell einen Bus heran und sprangen für die 5 Minuten Fahrtweg mit hinein. An diesem Abend waren wir komplett erledigt, tranken wie die Kamele und landeten früh am Abend schon im Bett.

Tags darauf zogen wir weiter in Richtung Minca. Doch zuvor wollten wir einige Stunden in Santa Marta verbringen. Steffis Handy war einige Tage zuvor ins Wasser gefallen und so hofften wir, dass wir es in Santa Marta reparieren lassen konnten. An einem winzigen Stand mitten im Chaos der Stadt versuchten wir unser Glück. Und das war mal cool da zuzuschauen. Der junge Mann versuchte alles. Nachdem er das Handy komplett auseinandergebaut hatte, zückte er Fön, Zahnbürste,machte sogar eine Mund zu Mund Beatmung. Erinnerte ja beinahe an eine Morgenroutine. Doch nach etwa einer halben Stunde informierte er uns, dass er ein Ersatzteil bestellen müsste und somit noch mehr Zeit bräuchte. Also setzten wir unsere Reise nach Minca zunächst einmal fort. Viele Kurven durch die grüne Dschungellandschaft später erreichten wir das winzige Dörfchen Minca. Und zu unserem Hostel kamen wir nur via Motocrossmotorrad. Das Backpack auf dem Buckel und Rucksack vor dem Bauch des Fahrers geschnallt rumpelten wir die steinigen, holperigen Straßen hinauf. Was für ein Spaß! Als wir das Hostel erreichten freuten wir uns über die süße Strohhütte direkt am Fluss mit Außendusche (könnte ich mich ja dran gewöhnen…) und über den freundlichen Empfang. So wurde gleich eine Tour für den kommenden Tag gebucht. Also starteten wir Tags drauf mit mehreren Personen und zwei Jeeps. Niemals hätten wir gedacht, dass Autos diese Wege bewältigen könnten. Teilweise gerieten wir in Schieflage, rutschten die schlammige Straße hinauf oder hinunter, bretterten quer durch Flüsse, aber der Fahrer war ein Genie. Er schaffte es das Auto mit viel Gerumpel und Geschaukel sicher an die verschiedenen Spots zu bringen. So besuchten wir mehrere Wasserfälle, kletterten sogar einen hinauf und schlüpften in eine sich dort befindende Höhle. Action Pur. Gegen Mittag war leider alles zugezogen und so standen wir vor einer weißen Nebelwand und warteten sehnsüchtig auf einen Windzug, der die Wolken vertreiben würde, doch er blieb aus. Das wars dann wohl mit der grandiosen Aussicht. Aber wir konnten uns ja absolut nicht über mangelnde Ausblicke auf unserer Reise beschweren. Mit der spaßigen Truppe und den wackelnden Autos fuhren wir weiter bis zu unserem Stop für das Mittagessen. Dort setzte ein solch starkes Gewitter ein, dass wir bei dem lauten Geprassel auf das Blechdach unsere eigenen Worte nicht verstehen konnten. Bei einer Kaffeefarm konnten wir aufgrund der Pandemiesituation leider keine Kaffeetour machen, doch wir durften den Kaffee probieren. Und der war suuuuper! Und die angrenzende Bierbrauerei, natürlich von Deutschen gegründet, versorgte uns mit selbst hergestelltem Bier. Das war mal lecker 🙂 zurück im Hostel herrschte Abends super Stimmung und wir tranken Wein, plauderten mit den Volunteers des Hostels auf Spanisch und Englisch und hatten einen sehr schönen Abend. Am nächsten Tag herrschte irgendwie allgemeine Entspannung. So ein Tag in der Hängematte muss zwischendurch auch mal sein. Und an diesem Tag fand eine der Besitzerinnen Katzenbabys. Diese wurden frisch geboren in einen Beutel gestopft und in den Fluss geworfen. So kümmerten wir uns darum die Tierchen zu waschen, zu föhnen und zu füttern. Alle waren ganz aus dem Häuschen aufgrund der kleinen, maunzenden Gestalten. Gegen Abend liefen wir noch zu einem schönen Aussichtspunkt mit ein paar Mitarbeitern des Hostels und anschließend ging es in eine Bar um dort ne Menge Bier und Pizza zu bestellen und anschließend zu tanzen. Das war super so mit den Locals unterwegs zu sein, zu feiern und das vorhandene Spanisch nochmal ein bisschen zu schulen. Der Abschied von Minca ist uns sehr schwer gefallen. Das lag nicht nur an der schönen Gegend und allgegenwärtigen Gelassenheit, sondern auch an den lieben Leuten im Hostel. Kurz nach unserer Abreise mussten wir leider erfahren, dass die kleinen Katzenbabys nicht überlebt hatten. Aber wer kennt ihn nicht, den überdimensionalen Katzenhimmel mit den flüschigen rosa Wölkchen und glänzenden Wollknäulen… Also uns hat dieser Gedanke geholfen.

Eine paradiesische Insel? Keine Frage! Auf geht's nach San Andrés
Hola Colombia! Wir reisen dem Zwitschern der Vögel und der Sonne hinterher

(1) Kommentar

  1. Anonymous sagt:

    Toll!Urlaubsfeeling!Möchte auch den Rucksack packen und auf Reisen gehen! Euch noch viel Spaß und Abenteuer und eine gesunde Rückkehr.:) Deine Mutti- Annette

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